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Das geht alle an

Demokratiekonferenz diskutierte am 5.10.2018 im Heinrich-von-Kleist-Forum Hamm über Abbau von Diskriminierung und strukturelle Ausgrenzung.

Wird zu oft weggeschaut? Etwa, weil es einen nicht betrifft? Fragen wie diese griff die erstmals veranstaltete Demokratiekonferenz im Hammer Heinrich-von-Kleist-Forum auf und forderte die Menschen damit zu einer klaren Haltung auf. „Viele denken, ich bin nicht rassistisch und brauche mich nicht mit dem Thema beschäftigen“, sagte Nefise Saglam in der Podiumsdiskussion und rief die Menschen damit dazu auf, sich in die Debatten einzubringen. Doch der Reihe nach. In der Veranstaltung – eingeladen hatte die vom Evangelischen Kirchenkreis Hamm getragene „Werkstadt für Demokratie und Toleranz“ in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum – sollte es vor allem um eines gehen: Diskriminierung abzubauen und struktureller Ausgrenzung entgegenzuwirken, wie Christina Vetter deutlich machte. Kurzum: An diesem Tag sollten die verschiedensten Menschen ins Gespräch kommen, andere Sichtweisen sehen und so unterschiedliche Blickpunkte einnehmen und verstehen können. Dass Integration ein Geben und Nehmen und damit ein Zusammenspiel der verschiedenen Akteure ist, mahnte Pfarrer Dr. Tilman Walther-Sollich vom Kirchenkreis Hamm in seiner Ansprache an. „Integration, das wird seit Jahren schon und in letzter Zeit immer einseitiger als eine Bringschuld definiert: Als wären die, die nicht schon seit Generationen hier leben, in erster Linie verantwortlich für das Gelingen oder Misslingen“, sagte er. Und weiter: „Umgekehrt wird misslungene Integration immer mehr zur Legitimation für rassistische Ausgrenzung.“ Dagegen bezog Walther-Sollich klar Stellung und betonte: "Wir müssen und wir wollen da nicht mitmachen!“ Spannend war auch die Podiumsdiskussion, bei der besonders Nefise Saglam vom Verein „Mosaik“ und der Integrationsratsvorsitzende Ismail Erkul auf die aktuellen Debatten rund um das Thema Alltagsrassismus sowie die Integrationsfrage eingingen. „Integration funktioniert nur auf Augenhöhe“, meinte dazu Pfarrer Dr. Walther-Sollich. Mit Integration würde sich auch immer etwas bewegen, denn „durch Menschen wie Sie verändern sich unsere Stadt und unsere Leben. Das ist gut so“, sagte der Pfarrer in Richtung des türkischstämmigen Ismail Erkul als Beispiel. Wie Integration gelingen kann? Durch gemeinsame Gespräche könne man Missverständnisse, Klischees und Vorurteile auflösen, so Walther-Sollich.Einen Einblick, was Alltagsrassismus bedeutet, gab Ismail Erkul. „Ich habe drei Identitäten: Moslem, Türke und Deutscher.“ Immer müsse er erklären, „warum ich so bin“. Wichtig sei aus seiner Sicht, dass Integration nicht bedeute, dass die Zuwanderer ihre Identität aufgeben müssten. Wichtig sei aber auch, dass sich alle Menschen an dieselben Regeln und Werte im Sinne des deutschen Grundgesetztes halten müssten. Nafise Saglam vom Verein „Mosaik“, der Jugendliche Migranten unterstützt, sprach anschließend über das, was die von ihr betreuten Jugendlichen erleben würden. Sie machte dabei vor allem einen Punkt aus: „Ohne strukturelle Diskriminierung bräuchten wir solche Runden wie heute nicht.“ Saglam machte aber auch deutlich, dass Gespräche alleine die Problematik nicht lösen würden – nicht, solange sich nicht alle Menschen angesprochen fühlen. Denn wie anhand der geringen Besucherzahlen deutlich wurde, fühle sich offenbar nicht jeder vom Thema angesprochen.Gute Nachrichten hatte unterdessen schon zuvor Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann mitgebracht und teilte mit, dass die Landesregierung der Fortführung des Programms „NRWeltoffen“ zugestimmt und die Bundesregierung ihr Programm „Demokratie Leben“ entfristet habe. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen sehr kritischen und viel diskutierten Vortrag von Noah Sow, die mit ihrem Buch "Deutschland schwarz weiß" grundlegende Formen des alltäglichen Rassimsus aufgedeckt hat.

Autorin: Rabea Wortmann

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